Wassertreten tut auch Pferden gut
Wassertreten tut auch Pferden gut
Donnerstag, 10. Juli 2008 / Kölner Stadtanzeiger Euskirchen Eifel
Daniela Fricke ist gelernte Pferde-Osteotherapeutin. Die Vollpension samt Behandlung des Tieres kostet rund
1000 Euro im Monat. Zu den Kunden gehören inzwischen auch international bekannte Reiter.
WEILERSWIST - Pony Fritz muss in die Wanne. Aber nicht zum Baden, sondern zum Arbeiten. Die Wanne heißt „Aquatrainer“ und ist mit einem Laufband ausgestattet. Sobald der Container geflutet ist und das Laufband startet, muss das Pony losmarschieren. Der Gegendruck des Wassers trainiert die Muskeln des Bewegungsapparates, lockert Verspannungen und beugt Haltungsschäden vor. Therapiert werden auf diesem Wege in der Regel Sportpferde, denn die Sache ist nicht ganz billig. Mit rund 1000 Euro pro Monat muss der Pferdebesitzer schon rechnen, wenn er seinen Galopper oder Springer in Vollpension vom Team um Daniela Fricke behandeln lässt.
Bei Pony Fritz ist das anders. Der kleine Schimmel, der zurzeit im Weilerswister Pferdetherapiezentrum Forstwald steht, ist nämlich selbst ein Therapiepferd und wird in Luxemburg zum Reitunterricht für behinderte Kinder eingesetzt. Er ist ein braves und bei seinen jungen Patienten überaus beliebtes Pferdchen. Da war es für Daniela Fricke selbstverständlich, dass sie seine Behandlung sponsert, damit Fritz möglichst schnell und gut erholt wieder an die Arbeit kann.
Gegen die Fluten
In Behandlung stehende Sportpferde, wie zum Beispiel der sechsjährige Wallach mit dem Fesselträgerursprungsproblem“, müssen täglich 30 Minuten auf das Laufband. Bis zum Bauch im Wasser kämpfen sie sich durch die Fluten, wobei das Schritttempo nach und nach etwas gesteigert werden kann, damit es auch richtig anstrengend wird. Zwei große Glasscheiben im unteren Bereich des Wasserbehälters sorgen dafür, dass die Beinarbeit von außen kontrolliert werden kann.
Seit Ende Mai ist der Aquatrainer in Weilerswist im Einsatz. Vorher stand er in Erftstadt. Dort hatte die gebürtige Düsseldorferin Daniela Fricke (31) nach ihrer Ausbildung zur Pferde-Osteotherapeutin mit einer kleinen Reha-Einrichtung angefangen. Schnell zeigte sich, dass diese mit zehn Boxen zu klein war. Als ihr die Reitanlage in Weilerswist angeboten wurde, griff Daniela Fricke zu. Und musste enorm investieren. Die Stallanlagen und das gesamte Gelände waren in keinem guten Zustand. Die Bauarbeiten zogen sich immer wieder hin, weil neue Probleme auftauchten, und Daniela Fricke geriet manches Mal an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Jetzt ist das Gröbste erledigt, und die Jungunternehmerin ist sich sicher, dass sie damit ihren Lebenstraum erfolgreich verwirklichen kann. „Ich wollte mich immer selbstständig machen. Aber ich wollte nie eine mobile Pferdetherapeutin sein“, sagt sie: „Im Reha-Zentrum kann ich meinen Patienten optimal und täglich helfen.“ Zum Glück hat die ehrgeizige Chefin an ihrer Seite Menschen, denen sie blind vertrauen kann. Schwester Alexandra Fricke (29), die eine Ausbildung zur Pferdewirtin macht, ist mit im Betrieb. Tante Marion Rother wiederum hält alle Fäden im Büro und in der Buchhaltung in der Hand und führt ein strenges kaufmännisches Regiment. Und mit Mandy Loos (29) hat Daniela Fricke seinerzeit schon an der Fachschule von Barbara Welter-Böller in Schneverdingen die Ausbildung zur Pferde-Osteotherapeutin gemacht.
Als Daniela Fricke vor dreieinhalb Jahren ihre erste Reha-Einrichtung in Angriff nahm, war Mandy Loos mit dabei. Und dann sind da noch Kristina Lau, eine ausgebildete Pferdewirtin, die sich jetzt im Reha-Bereich weiterbildet, und Martina Vogel als Pferdepflegerin.
Das Aquatraining ist übrigens nur ein Bereich, den Daniela Fricke in ihrer Einrichtung anbietet. Magnetfeldtherapie, die den Zellstoffwechsel anregt, und Elektrotherapie für eine entzündungshemmende und stärkende Wirkung gibt es ebenso wie Akupunktur, mit der Staus in den Energieleitbahnen gelöst werden können. Außerdem kommt noch die Matrix-Rhythmustherapie hinzu.
Von den 20 Boxen, die ausschließlich für Therapiepferde zur Verfügung stehen, sind inzwischen 15 belegt. Ein bis vier Monate dauert eine Behandlung, je nach Krankheitsbild. Zu den Kunden von Daniela Fricke gehören inzwischen auch international bekannte Reiter. Der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Rennstall von Erfolgstrainer Christian Freiherr von der Recke profitiert ebenfalls von der neuen Therapieeinrichtung. Für „normale“ Pferde stehen bei Daniela Fricke in einem separaten Stalltrakt weitere 60 Boxen bereit.
http://www.euskirchen-online.ksta.de/html/artikel/1214566285217.shtml